Nier: Automata: Wie ein roboterbetriebenes Actionspiel zu einer beeindruckenden Studie über menschliche Gebrechlichkeit wurde

Seien wir ehrlich, Nier: Automaten war wahrscheinlich nie die freundlichste Begrüßung. Die Fortsetzung von Cavias Kultfavorit aus dem Jahr 2010 verbindet die Hartnäckigkeit von Regisseurin Yoko Taro mit der Vorliebe von PlatinumGames, Spieler ins kalte Wasser zu stürzen, und beginnt mit einer halben Stunde voller Action, in der Sie nicht speichern können. Wenn Sie also irgendwann sterben, werden Sie an den Anfang zurückgeschleudert und gezwungen, alles noch einmal durchzugehen.

Wir haben in unserer Zeit sicherlich schlimmere Rückschläge und größere Herausforderungen erlebt – und da wir mit der Arbeit sowohl der kreativen Galionsfigur des Spiels als auch des Teams, das seine Action choreografiert, vertraut sind, war dies keine völlige Überraschung. Aber viele von denen, die dazu überredet worden waren, Automata auszuprobieren, fragten sich, ob es die Mühe wert war. Sogar die lautstärksten Befürworter des Spiels haben sich daran gemacht, Problemumgehungen vorzuschlagen, und zwar nicht nur für diese Eröffnung. Der Spieledesigner Teddy Diefenbach (Hyper Light Drifter) ging sogar so weit, einen Twitter-Thread zu starten, in dem er nach negativem Feedback von Freunden und Bekannten vorschlug, wie man das Spiel am besten spielen kann. Nier ist ein unglaublich schönes, unterhaltsames und wichtiges Spiel für unser Medium. er schrieb. Wenn es dich nicht umhaut.

Nier: Das Intro von Automata ist fast wie ein Publikumsfilter

Das ist fairerweise eine ziemlich große Einschränkung. Doch sobald Sie diesen anfänglichen Buckel überwunden haben, gibt sich Nier: Automata häufig alle Mühe, um den Spielern entgegenzukommen – fast so, als ob Taro hoffte, die weniger Engagierten auszusortieren, um seine Botschaft einem Publikum zu überbringen, das bereit ist, früh einzusteigen Transplantat. Sein Kampfsystem sollte ein tiefes Engagement bei allen fördern, die sich mit der früheren Arbeit von PlatinumGames auskennen, aber mit einer einfachen Schwierigkeitsoption und ausrüstbaren Chips zur Automatisierung von Angriffen und Ausweichmanövern ermöglicht es den Spielern, Begegnungen zu überstehen, wenn sie sich lieber auf die Geschichte konzentrieren möchten.

In gewisser Hinsicht ist es schade, Automata auf diese Weise zu spielen – obwohl Taro immer gesagt hat, dass der Kampf nie im Mittelpunkt seiner Spiele steht, und obwohl es nie ganz an Bayonettas unvergleichliche Kinetik heranreicht, hat es eine balletische Ausgeglichenheit und erweist sich als köstlich flexibel, besonders auf die höheren Schwierigkeitseinstellungen.

Und für welche Route Sie sich auch entscheiden, die Plug-in-Chips von Automata – sicherlich eines der genialsten RPG-Upgrade-Systeme der letzten Jahre – geben Ihnen ein ungewöhnliches Maß an Kontrolle und Auswahl über alles, von der Art und Weise, wie Sie Schlachten angehen, bis hin zur Anzahl der angezeigten HUD-Elemente . Sie haben nur begrenzt Platz, um sie zu platzieren, was ein leichtes Rätselelement in den Prozess einführt, wenn Sie diejenigen auswählen, die für Sie am wichtigsten sind, egal ob Sie Ihren bevorzugten Spielstil ergänzen oder Schwächen ausgleichen. Wenn Sie viel Schaden erleiden, können Sie Verteidigungsbuffs und einen Chip ausrüsten, der automatisch einen Heilgegenstand verwendet, wenn Ihre Gesundheit niedrig ist. Wenn Ihnen das Erkunden zu langsam ist, können Sie Ihre Bewegungsgeschwindigkeit und die Sprintdistanz erhöhen, um viel schneller dorthin zu gelangen, wo Sie hinwollen. Es gibt dem Spieler viel Spielraum, um in einem Genre zu experimentieren, das sich oft damit zufrieden gibt, Spieler auf relativ restriktive Fähigkeitspfade zu drängen.

Nier: Automata möchte, dass Sie experimentieren – und scheitern

Indem es ein gewisses Maß an Kreativität zulässt, lässt es auch die Tür für einige gute altmodische menschliche Fehler offen. Versuchen Sie, das Betriebssystem zu entfernen – fairerweise erhalten Sie eine deutliche Warnung, bevor Sie Ihre Wahl bestätigen – und das Spiel ist vorbei. Wenn Sie eine Makrele essen, werden die Körperflüssigkeiten Ihrer Android-Protagonistin gefrieren, was zu ihrem Tod führt. Dies sind nur zwei der verschiedenen Endungen eines ganzen Alphabets, die die menschliche Neugier abwechselnd belohnen und bestrafen (und manchmal beides gleichzeitig). Durch unseren eigenen schlechten Orientierungssinn zunichte gemacht, stolpern wir versehentlich über eine andere Schlussfolgerung, die uns vorwirft, von unserer Mission abgewichen zu sein, und gleichzeitig den eigenen freien Willen des Spielers und das Fehlen des Willens der Protagonisten hervorhebt.

Dieser Unterschied ist das Herzstück der Geschichte von Nier: Automata, die auf einer zerstörten zukünftigen Erde spielt, wo die letzten Überreste der Menschheit zum Mond geflohen sind und eine Gruppe von Kampf-Androiden in den Kampf gegen eine Armee von maschinellen Eindringlingen geschickt haben. In Wahrheit ist die Handlung weniger wichtig als das Thema: Taro ist bestrebt, diese Ereignisse zu nutzen, um die chaotische Komplexität der menschlichen Natur zu erforschen, mit besonderem Fokus auf die menschliche Gebrechlichkeit und den beängstigenden Gedanken, dass unsere eigenen Fehler uns noch lange nach unseren definieren könnten Abfahrt.

Dazu stützt er sich auf eine ähnliche Erzählstruktur wie in seinen vorherigen Spielen, bei denen mehrere Durchgänge erforderlich sind, um das vollständige Bild zu erhalten. Manchmal bedeutet das, dass dieselben Ereignisse aus einer anderen Perspektive dargestellt werden; bei anderen hilft uns frisches Wissen, unser Verständnis von ihnen neu zu kontextualisieren. Während des ersten Durchspiels werden wir als 2B besetzt: ein kalter, berechnender Androide, dem ein sympathischerer Partner, 9S, beitritt. Ihre Beziehung ist fast eine Eltern-Kind-Beziehung: Sie kritisiert sein Verhalten häufig, tadelt ihn vor allem wegen seiner Neugier auf die Aktivitäten der Maschinen, die ihm mit der Zeit zunehmend verstörend menschlich erscheinen.

Wie mehrere Spieldurchgänge das Erlebnis verbessern

Trotz eines Höhepunkts, bei dem 2B gezwungen ist, 9S zu töten, nachdem er von einem Maschinenvirus infiziert wurde, ist die anfängliche Schlussfolgerung merkwürdig flach. Aber Taro spielt das lange Spiel. Wie eine Post-Credits-Eingabeaufforderung sich große Mühe gibt, darauf hinzuweisen, ist dies nicht wirklich das Ende der Geschichte, da das zweite und dritte Durchspielen neue Wendungen und Enthüllungen hervorbringt. Bei der Höhepunktbegegnung der dritten Route werden Sie gebeten, sich für eine Seite zu entscheiden. Kehren Sie danach zurück, um die andere Option zu erkunden, und Sie können ein viertes Ende freischalten und dann ein fünftes, das sich als insgesamt endgültig erweist.

Wenn der erste Durchlauf von Nier: Automata ein wenig enttäuschend ist, liegt das teilweise daran, dass wir gebeten werden, einen Charakter zu spielen, der durchweg gefühllos wirkt. Sporadisch schlüpfen Einblicke in menschliches Verhalten durch, und sie sind nicht immer angenehm. Die Menschheit definiert sich hier meist über ihre Schwächen, die bis hin zu Vorurteilen reichen. 2Bs schroffe Abweisung der Fragen von 9S zeigt einen klaren Hass auf die Maschinen; später sehen wir ihre lässige Andersartigkeit ihres Feindes, die sich in seiner eigenen feindseligen Haltung ihm gegenüber widerspiegelt, eine deutliche Erinnerung daran, wie Intoleranz an jüngere Generationen weitergegeben werden kann.

Liebe wird auch als zerstörerische Kraft angesehen: 9S’ offensichtliche Zuneigung zu 2B wird zu einer verzehrenden Wut, als er glaubt, dass sie getötet wurde. Währenddessen wird eine andere Maschine von unerwiderter Liebe in den Wahnsinn getrieben: Von einem anderen Roboter zurückgewiesen, missinterpretiert sie die ästhetischen Standards, von denen ihr angesammeltes Wissen über Menschen überzeugt war, dass sie die Zuneigung ihrer Geliebten gewinnen würde, und kannibalisiert dadurch ihre eigene Art. Es ist eine verblüffende Entdeckung, die einem der besten Bosskämpfe des Spiels Schärfe verleiht.

Verlust, Torheit und Erlösung

Sie ist bei weitem nicht die einzige Maschine, die darunter leidet. Die traurigste Geschichte von Automata gehört einem Pazifisten namens Pascal, dessen Naivität in einer späten Episode des Spiels auf schreckliche Weise entlarvt wird. In seinem Wunsch, eine Gruppe von Kindermaschinen zu schützen, lehrt er sie den Wert der Angst als Überlebensmechanismus, um sicherzustellen, dass sie nicht in Gefahr geraten; Tragischerweise bekommen sie, wenn Probleme aufflammen, so viel Angst, dass sie alle Selbstmord begehen. In einer grimmigen Wendung wird er Sie bitten, ihn zu töten oder seine Speicherbanken zu löschen: Letzteres mag wie ein Akt der Barmherzigkeit erscheinen, um zu verhindern, dass er mit der Schuld seiner Taten lebt, aber wenn Sie dies tun, wird er zum Verkäufer Verkauf von Maschinenteilen – einschließlich der Kerne des kürzlich Verstorbenen.

'Eine scheinbar unmögliche letzte Herausforderung erfordert, dass Sie sich auf die Hilfe anderer verlassen.'

Wenn sich das alles nach heftig anhört, hat Taro noch eine weitere Überraschung, die einen seltsam hoffnungsvollen Schlusston anschlägt. Nachdem Sie die Enden A–D erhalten haben, lädt Sie ein weiteres Durchspielen des letzten Kapitels ein, ein Opfer für das Allgemeinwohl zu bringen. Es wird wahrscheinlich mehr Wirkung haben, wenn Sie das Original Nier nicht gespielt haben, das ein noch grausameres (und möglicherweise besseres) Riff auf einer ähnlichen Idee bot. Um einen NPC zu retten, wurden Sie gebeten, Ihre Speicherdatei löschen zu lassen: Um die Bestrafung weiter zu unterstreichen, durften Sie nicht denselben Charakternamen erneut verwenden, als dauerhafte Erinnerung daran, dass sie und ihre Handlungen – und im weiteren Sinne , du und deine – war vergessen worden.

In Automata müssen Sie sich bei einer scheinbar unmöglichen letzten Herausforderung auf die Hilfe anderer verlassen, die zuvor ihre eigenen Daten hochgeladen haben. Sie wiederum werden gebeten, Ihre aufzugeben, um zukünftigen Spielern zu helfen, die sich durch dasselbe Ziel kämpfen. Dies fühlt sich wie eine performativere, selbstgefälligere Art von Selbstlosigkeit an – selbst wenn wir, da jede gespeicherte Datei und Menüoption methodisch vor unseren Augen entfernt wird, ein ähnliches Gefühl des Verlustes empfinden.

Eine Parabel des Glaubens, die durch die Struktur des Spiels weitergegeben wird

Und doch verleiht dieser Prozess den Handlungen des Spielers auch einen greifbaren Wert: Ihre Daten werden aller Wahrscheinlichkeit nach anderen helfen, das wahre Ende zu erreichen. Das ist, so Taro, die Art von Zweck, den wir in unserem Leben brauchen – so wie die Maschinen versuchen, menschliches Verhalten nachzuahmen, um einen Sinn in ihrer Existenz zu finden, und die Androiden eine List aufrechterhalten, um ihresgleichen motiviert zu halten. Und trotz einer offensichtlichen Abneigung gegen organisierte Religion ist klar, dass Automata die Bedeutung des Glaubens versteht. Beim abschließenden Austausch zwischen den Support-Pods der Androiden werden die drei Protagonisten rekonstruiert: Obwohl die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass sich die Geschichte einfach wiederholt, glauben die Pods fest daran, dass die Dinge dieses Mal einfach anders sein könnten.

Indem es seinen Spielern eine Sache gibt, für die es sich zu kämpfen lohnt, ist es kein Wunder, dass Nier: Automata eine Anhängerschaft angezogen hat, die so bereit ist, seine Ecke zu vertreten. Daher können sich alle, die uns dazu aufgefordert haben, unsere Bewertungspunktzahl zu überdenken – die Ursache für die seltsamsten hochgezogenen Augenbrauen und die wütendste Korrespondenz seit Mario Kart: Double Dash – als vergeben betrachten. Auch wenn es Sie verarscht, dieses nachdenkliche, berührende und auffallend provokative Spiel ist es zweifellos wert, bis zu seinem bitteren Ende durchzuhalten.

Dieser Artikel erschien ursprünglich im Edge-Magazin. Für eine bessere Abdeckung können Sie Abonnieren Sie hier .